Das neuartige Coronavirus hält die Welt in Atem, wobei das besonders beängstigende an der Erkrankung der Aspekt ist, dass bis jetzt nur wenige Medikamente bei der Behandlung einer schweren Covid-19-Infektion helfen. Darüber hinaus ist noch ziemlich unklar, wer zur Risikogruppe gehört und aus welchem Grund. Studien aus Kanada und den USA jedoch liefern spannende Hinweise und machen Hoffnung auf ein potenzielles pflanzliches Arzneimittel, und zwar Cannabis. Erfahre in Folgenden mehr, sowohl zu den Ergebnissen verschiedener Studien als auch den möglichen Risiken.
Cannabis als Medikament
Es ist längst keine Neuheit mehr, dass Cannabis weltweit im Kampf gegen verschiedene Krankheiten eingesetzt wird. In Deutschland wird die Hanfpflanze gegen Zustände und Krankheiten wie Epilepsie, Depressionen, ADHS, das Tourette-Syndrom, Spastiken, Darmerkrankungen und vor allem gegen Schmerzen eingesetzt. Mediziner haben nämlich herausgefunden, dass die Leiden einiger ihrer Patienten mit Cannabis gelindert werden können. Aufgrund dessen gibt es immer mehr Cannabis-Verfechter, wenn es um den Zusammenhang gesundheitlicher Probleme geht. So wird die potente Pflanze immer öfter erfolgreich als Zusatztherapie eingesetzt.
Die Wirkungen von THC und CBD
Unter den über 113 verschiedenen Wirkstoffen, die Cannabis enthält, spielen zwei eine entscheidende Rolle: Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD). Die beiden genannten Cannabis-Stoffe, auch Cannabinoide genannt, können unter anderem Schmerzen lindern. In Deutschland sind Cannabisprodukte mit einem THC-Gehalt ab 0,2-Prozent laut Betäubungsmittelgesetz jedoch verboten, da THC psychoaktiv und berauschend wirkt. CBD hingegen verfügt über keinerlei psychoaktive bzw. berauschende Wirkung und ist daher in Deutschland legal und frei käuflich zu erwerben.
Aber können Cannabisprodukte auch vor einer schweren Corona-Infektion schützen und somit einen potenziellen Helfer im Kampf gegen die Corona-Pandemie darstellen? Die Ergebnisse neuester Studien geben Hoffnung.
Studie aus den USA: THC schützt vor akutem Lungenversagen
Neue Forschungsergebnisse aus den USA deuten darauf hin, dass Cannabis vor akutem Lungenversagen schützen könnte. Mit diesem Potenzial wäre die tödliche Komplikation bei einem schweren Verlauf der Erkrankung aus dem Weg geräumt.
Für die Corona-Studie haben Wissenschaftler Mäusen zunächst ein Gift verabreicht, das nach einer Reaktion des Immunsystems zum Lungenversagen führte. Daraufhin wurde den erkrankten Mäusen der Cannabis-Stoff THC injiziert. Der bahnbrechende Erfolg des Experiments: Alle Mäuse haben das Lungenversagen überlebt.
Der Erfolg von THC könnte möglicherweise darauf zurückzuführen sein, dass der Stoff einem Organversagen vorbeugt sowie die Anzahl der gesunden Lungenbakterien erhöht. Jetzt muss die Forschung nur noch herauszufinden, ob die Wirkung von THC beim Menschen die Gleiche wäre. Die Frage aller Fragen ist jetzt also, ob das Cannabinoid bei schweren Corona Fällen die Rettung sein könnte.
Forscher warnen
Auch wenn Mediziner Cannabis bereits seit Jahren als Medikament gegen verschiedene Erkrankungen einsetzen und die neue Studie wichtige Erkenntnisse liefert, warnen Forscher vor einem leichtfertigen Marihuana-Konsum im Kampf gegen Corona. Die Wirkung von Marihuana ist von Person zu Person sehr unterschiedlich und sollten nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Dies gilt vor allem bei einem unbekannten Virus wie dem neuartigen SARS-CoV-2, bei dem der Krankheitsverlauf bei Patienten sowie die langzeitigen Folgen unvorhersehbar sind.
Die Studie könnte nämlich zu Missverständnissen führen, die unter Umständen gefährlich werden könnten. So dürften beispielsweise Corona-Erkrankte kein THC-haltiges Marihuana konsumieren, weil Cannabis die Reaktionsfähigkeit des Immunsystems unterdrücke. Das wäre bei einer Infektion verehrend.
Einige Experten kritisierten auch, dass die Ergebnisse der Studie anzuzweifeln wären, da ein Lungenversagen auch die Folge anderer Erkrankungen sein könnte. Dies wäre im Test mit den Mäusen nicht berücksichtigt worden. Es wäre daher fraglich, ob das durch das Coronavirus ausgelöste Lungenversagen ebenfalls mit THC zu behandelt ist. Im Zuge dessen wäre auch die Wirkung bei Menschen fraglich. Der Cannabiskonsum bei einer Corona-Infizierung wäre aufgrund dessen völlig unverantwortlich und gefährlich. Durch das THC und seine regulierende Wirkung auf das Immunsystem könnten sich dort andere Bakterien ansiedeln.
Kanada – Einnahme von THC und CBD verhindert Infektion
Auch kanadische Forscher haben mit erfolgversprechenden Ergebnissen in einer Corona-Studie viel Aufmerksamkeit erregt. Eine Studie von Forschern im kanadischen Alberta hat die These aufgestellt, dass einige THC- und CBD-haltige Sorten dem gefährlichen Coronavirus entgegenwirken können.
Das Gefährliche an dem neuartigen Coronavirus ist ein Spike-Protein, das durch den ACE2-Rezeptor in den menschlichen Körper eindringen kann. Es ist sozusagen der Schlüssel für das passende Schloss, durch welches das Virus in die Körperzellen eindringt und sich dort vermehrt. Forschern zufolge liegt die Lösung darin, den Weg über den ACE2-Rezeptor zu blockieren. Und genau hier kommt das Cannabinoid CDB zum Einsatz. Dieser hat nämlich die Fähigkeit, dem ACE2-Rezeptor zu modulieren. Auf diese Weise wäre das Eindringen in die menschlichen Zellen gehemmt und eine Infektion verhindert.
Laut Ergebnissen der Studie "In Search of Preventative Strategies: Novel Anti-Inflammatory High-CBD Cannabis Sativa Extracts Modulate ACE2 Expression in COVID-19 Gateway Tissues" können rund 13 Cannabis-Sorten den ACE-2-Rezeptor regulieren. Die Wissenschaftler der University of Lethbridge und der University of Calgary sind zum Ergebnis gekommen, dass die Aktivität der Virus-Rezeptoren durch einige THC- und CBD-Sorten um rund 73 Prozent gesenkt werden kann. Mit der Einnahme dieser speziellen Sorten könnte also das Risiko verringert werden, sich mit dem Coronavirus zu infizieren.
Fazit: Anwendung von Cannabis gegen Corona
Den Wissenschaftlern zufolge kann Cannabis sowohl als sinnvolle Ergänzung zur Therapie von Covid-19 und eine nützliche GRAS-Zusatztherapie (GRAS steht für Generally regarded as safe, also als sicher geltend), als auch als präventive Behandlung für zu Hause eingesetzt werden. Sie sind anhand vorläufiger Daten zur Schlussfolgerung gekommen, dass Extrakte der Cannabis-Sativa-Linien zum Erfolg der Behandlung führen können. Besonders interessant wäre auch die Möglichkeit, diese Extrakte in Mundspülungen und Rachen-gurgel-produkten zu verwenden, um den Eintritt des Virus über die Mundhöhle zu verhindern.
Weitere Forschungen sind geplant
Auch wenn die Studienergebnisse Hoffnung im Kampf gegen die Corona-Pandemie geben, ist Cannabis immer noch kein offizielles Arzneimittel zur Behandlung von Covid-19. Der Cannabiskonsum ist also immer noch keine zuversichtliche Abwehr und sollte nicht als solche betrachtet werden.
Es sind weitere Forschungen nötig, um die Wirkung von Cannabis auf das Eindringen des Virus bzw. seine Verbreitung im menschlichen Körper zu bestätigen. Darüber hinaus ist die Studie auf einer Plattform für akademische Forschungsarbeiten erschienen, die diese kostenlos veröffentlicht. Bisher gab es allerdings noch keine Peer-Reviews von anderen Wissenschaftlern bezüglich der Studie.
Nichtsdestotrotz ist die Wirkung von Cannabis auf Covid-19 nicht nur ein Thema für Cannabis-Befürworter, sondern auch für alle Forscher weltweit.
Quellen:
https://www.gq-magazin.de/body-care/artikel/cannabis-gegen-corona-neue-studie-gibt-hoffnung
https://www.hna.de/verbraucher/corona-cannabis-medikament-thc-cbd-studie-virus-hna-kassel-90043311.html
https://twnews.it/de-news/cannabis-als-medikament-im-kampf-gegen-corona-neue-studie-gibt-hoffnung
https://noizz.de/rausch/cannabis-konnte-beim-coronavirus-helfen-sagt-eine-neue-studie/3wtvm9d
https://www.rtl.de/cms/berauschende-studienergebnisse-hilft-cannabis-im-kampf-gegen-corona-4617369.html
https://www.glonaabot.de/einschlagige-artikel/cannabis-im-kampf-gegen-corona-studie-mit-neuen-erkenntnissen-zu-thc-und-cbd-macht-hoffnung
https://flipboard.com/topic/de-ergebnis/cannabis-gegen-corona-neue-studie-gibt-hoffnung/a-1KRiyn-CTmORqtdJqnFqTQ%3Aa%3A2335458592-77beef7562%2Fgq-magazin.de