Wenn nichts mehr so ist, wie es war – kann Cannabis Psychosen auslösen?


„Cannabis ist eine Einstiegsdroge“, „Cannabis macht süchtig“, „Cannabis macht dumm“ oder „Cannabis löst Psychosen aus“. Sätze die Cannabis Verfechter immer wieder hören. Es scheint fast so, als wären Cannabis Gegner lernresistent, wenn es darum geht, ihren Standpunkt zu verteidigen, wie „gefährlich“ die Pflanze doch ist. Daher wollen wir uns heute mal mit einem besonders umstrittenen Thema in Bezug auf Cannabis beschäftigen, und zwar Cannabis in Verbindung mit einer Psychose. Ist Cannabis der Auslöser oder kann eine solche Krankheit vielleicht sogar durch Cannabis entstehen? Wir klären auf…



Was ist eine Psychose?


Früher stand der Begriff Psychose zusammenfassend für alle Arten psychischer Leiden. Heute wird der Begriff „Psychose“ als Art Überbegriff verschiedenster psychischer Symptome wie beispielsweise Halluzinationen oder Wahn verwendet. Diese beiden Symptome zählen zu den auffälligsten Krankheitsanzeichen einer Psychose und kommen meist begleitend mit einer Schizophrenie oder anderen Erkrankungen aus dem schizophrenen Formenkreis.

 

Das Ausmaß bzw. der Verlauf und die Schwere einer Psychose sind abhängig vom jeweiligen Lebenskontext einer betroffenen Person. Es bestehen jedoch Symptombereiche, die übereinstimmend bei mehreren Betroffenen auftreten. So macht sich eine Psychose meist bemerkbar, indem sich für betroffene das Denken, Fühlen, Empfinden zum eigenen Körper und der Kontakt zu anderen Menschen verändert. Eine an einer Psychose erkrankte Person tut sich meist schwer, zwischen der Wirklichkeit und der eigenen, subjektiven Wahrnehmung zu unterscheiden. Betroffene hören zum Beispiel Stimmen, die andere nicht wahrnehmen, fühlen sich verfolgt und bedroht, insbesondere von Menschen, die ihnen eigentlich nahestehen. Oft denken psychotische Menschen außerdem, sie seien Teil einer riesigen Verschwörung, die sich gegen sie richtet, was vor allem problematisch wird, wenn die betroffene Person therapiert werden soll. 


Begünstigt oder verursacht Cannabis eine Psychose?


Die Forschung interessiert sich schon seit vielen Jahren mit Cannabis und der Wirkung der Pflanze auf den menschlichen Körper. Insbesondere das Thema Cannabis und Psychosen hat es unseren Forschern angetan. Eine wissenschaftliche Bestandsaufnahme aus dem Jahr 2019 zeigt, dass Cannabiskonsumenten im Vergleich zu abstinenten Personen häufiger und auch früher an einer Psychose (im Schnitt rund 2,7 Jahre) leiden. Vor allem wenn Cannabis über einen langen Zeitraum regelmäßig konsumiert und das jeweilige Material über einen hohen THC-Gehalt (über 10 %) verfügt.

 

Es gibt mittlerweile zahlreiche Studien zum Thema und viele kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen. Viele sind sich jedoch einig, dass das Risiko an einer Psychose zu erkranken im Vergleich zu einer abstinenten Person um das 2- bis 3,4-Fache erhöht ist, wenn der Konsum intensiv betrieben wird. Bei täglichen Kiffern, welche hochpotentes Cannabis-Material bevorzugen soll das Risiko sogar um ein 5-fachs steigen. Bei Gelegenheitskiffern ist der Fall nicht klar. Hier deuten einige Untersuchen darauf hin, dass das Risiko sich um das 1,4- bis 2-fache erhöht, andere Untersuchungen hingegen kommen zu keinem Ergebnis. 


Jetzt kommt das große „Aber…“


Aufgrund solcher Studien wäre es aber der absolut falsche Weg, Cannabis grundsätzlich zu verteufeln. Vor allem rechtfertigt eine Studie nicht die Tatsache den Cannabiskonsum allein, für den Ausbruch einer Psychose verantwortlich zu machen. Denn in der Cannabisforschung stellt sich nach wie vor die große Frage: Ist es wirklich das Kiffen allein, weswegen Menschen eine Psychose entwickeln? Um dies Frage jedoch zu beantworten, bedarf es noch Forschung, denn das ganze Thema Cannabis und Psyche ist ziemlich komplex.

 

Tatsächlich zeigen die Studien, wie wir gesehen haben, dass Cannabiskonsumenten eher an einer Psychose erkranken als abstinente Personen. Die Statistik sagt allerdings nicht aus, ob der Cannabiskonsum eine Psychose auch wirklich verursacht. Tatsächlich ist es möglich, dass eine Psychose bereits vorher in einer Person geschlummert hat. Darüber hinaus fühlen sich gerade Personen mit einer Psychose zur „grünen Göttin“ hingezogen, da sie der Meinung sind, psychische Traumata mit der Substanz betäuben zu können, indem sie entspannen. Auch hier sehen Wissenschaftler definitiv einen Zusammenhang.

 

Grundsätzlich kann man also davon ausgehen, dass immer mehrere Risikofaktoren eine Rolle spielen, bevor es zum Ausbruch einer Psychose kommt. Traumatische Erlebnisse, sowohl in der Kindheit als auch der nahen Vergangenheit, Drogen (damit ist auch Alkohol gemeint), das sozioökonomische Umfeld oder einfach eine genetische Vorbelastung können dabei eine zentrale Rolle spielen. Wenn wir uns das Ganze jetzt mal genau überlegen, bleibt in Hinblick auf die ganzen anderen Risikofaktoren, vom Zusammenhang zwischen Psychose und Cannabis nicht mehr viel übrig. Die Forscher versuchen zwar die anderen Risikofaktoren herauszurechnen, in Bezug auf den genetischen Einfluss ist dies jedoch nicht ganz einfach. Und genau aus diesen Gründen ist es enorm schwer, einen zweifelsfreien Beweis für diese komplexe Frage zu finden. 


Warum es uns wichtig ist, darauf aufmerksam zu machen?


Unsere Aufgabe ist es, hauptsächlich aufzuklären, und dazu gehört auch, den Leuten einen tieferen Einblick in die Tiefen des Cannabis zu gewährleisten. Denn Cannabis ist nicht gleich Cannabis. Cannabis grundsätzlich als berauschende Freizeitdroge zu beschreiben ist ungefähr so, als würdest du nie wieder Alkohol trinken, weil dein Bruder einmal davon gekotzt hat. Die Cannabispflanze selbst, ist so vielseitig wie die Wirkung auf unseren Körper. Neben dem berauschenden Wirkstoff THC, gibt es nämlich noch etwa 112 weitere Cannabinoide, die allesamt ihre eigenen Aufgaben haben. Ein weiteres dieser Cannabinoide ist der nicht berauschende Wirkstoff CBD.

 

Wenn wir aber von Psychosen und Rausch reden, geht es hauptsächlich um THC. Dieser berauschende Wirkstoff der Pflanze kann, wenn man zu viel erwischt hat, durchaus ein unwohles Gefühl hervorbringen. Das „gefährliche“ dabei ist, dass die Pflanzen heutzutage auf dem „Schwarzmarkt“ so hochgezüchtet werden, dass diese teilweise über einen THC-Gehalt von über 30 % verfügen und kaum CBD. Natürlich gibt es genug Leute, bei denen diese Menge keinen Schaden anrichtet. Wenn wir allerdings noch mal auf unser Thema zurückkommen und eine Person vor uns haben, die psychisch labil ist oder vielleicht bereits an einer Psychose leidet, so kann das fatale Folgen haben. Deshalb ist es wichtig, gerade in Bezug auf „Cannabis (THC) und Psyche“ nie den Respekt vor der Substanz zu verlieren und es nicht zu übertreiben.